August 2024
Waxprint-Stoffe aus Afrika sind ein Feuerwerk aus Farben und Mustern: bunt, auffällig und sinnlich präsentieren sie wie kaum andere Stoffe die Kultur und Historie Afrikas.
Waxprint bezeichnet Baumwollstoffe, auf die die traditionellen afrikanischen Muster im namensgebenden Waxprint-Verfahren gedruckt oder mit Javaprint aufgestempelt werden. Dafür werden Schablonen verwendet. Erst nach dem Drucken erfolgt die Färbung, so dass die zuvor mit den Schablonen reservierten Stellen frei bleiben, weil die Farben dort abperlen. So entstehen die einzigartigen, beidseitig durchgedruckten Stoffe.
Durch das Druckverfahren ist die Baumwolle eher fest und hat etwas Stand. Vor der Verwendung ist oft noch viel Überschuss vom Herstellungsverfahren vorhanden, deshalb sollte man sie unbedingt gründlich vorwaschen.
Gerade im Sommer sind Waxprints super zu tragen: nachvollziehbar, denn die Menschen in Afrika kennen sich schließlich aus mit Hitze. Obwohl Waxprints nicht so flattern, wie ein zarter Baumwollbatist, sind sie doch luftig und leicht, kleben nicht auf der Haut und lassen die Luft zirkulieren, so dass man nicht schwitzt.
Waxprints eigenen sich sehr gut für den 50er-Jahre Stil und für den Sommer. Denn festere Baumwollstoffe und Schnitte, die nicht zu körpernah auf den Leib geschnitten sind, können auch ohne Petticoat getragen werden und verlieren trotzdem nicht die Silhouette. Ein Tellerrock/Kleid mit lockerer Taille aus Waxprint kann so allein aus dem Zuschnitt eines vollen oder ¾ Tellers ausreichenden Stand erzeugen. Einfach überstreifen, den Rock schwingen lassen und den Wind darunter spüren. In den 50er Jahren wurden Kleider aus solchen Baumwollstoffen übrigens als Waschkleider bezeichnet – abends schnell durchgewaschen waren sie ruckzuck getrocknet und am nächsten Tag wieder einsatzbereit – wichtige Attribute, als „Wäsche machen“ noch eine tagfüllende und anstrengende Aufgabe war.
April 2024
…jedenfalls fast, denn zum Schluss muss man natürlich noch einmal das Meer überwinden. Aber zumindestens bis nach Aberdeen bin ich diesmal mit dem Zug gefahren. Ja, es dauert insgesamt länger; und ja, es ist teurer als zu fliegen – doch ich wollte es schon lange mal ausprobieren.
In Köln bin ich umgestiegen und mit dem ICE bis nach Brüssel gefahren. Dann von Brüssel bis nach London durch den Eurotunnel – dort bin ich am frühen Abend gegen 18.00 Uhr angekommen. Für die Umsteigezeit in den Eurostar in Brüssel hatte ich mir lieber Zeit gelassen, denn die benötigt man für das Einchecken. Aber es hat alles gut geklappt.
Brüssel Channel Terminal
Von London St.Pacras konnte ich dann sehr schön in aller Ruhe zu Fuß nach London Euston laufen, wo ich gegen 21.00 Uhr mit dem Caledonian Sleeper über Nacht nach Aberdeen gefahren bin. Die Aufenthaltszeit in London Euston habe ich sehr komfortabel und entspannt in der Lounge des Caledonian Sleepers verbracht: dort gab es Essen, Getränke, Netz und sogar eine Dusche wäre möglich gewesen. Allerdings hatte ich auch ein First-class-Ticket,nur das bietet den Zugang zur Lounge.
Ebenso hatte ich ein Schlafabteil mit Toilette und Dusche gebucht. Das war mir wichtig, denn ich wollte ja gut schlafen und aus dem Liegesitz-Alter bin ich lange raus. Die laut Werbung des Caledonian Sleepers besonders hochwertigen Matratzen waren wirklich toll – ich habe die ganze Nacht super geschlafen. Vorher war ich noch im Speisewagen und habe etwas gegessen, alles schön, nette Leute und sehr freundliches Personal. Eine tolle Erfahrung.
Am nächsten Morgen dann die letzte Etappe: von Aberdeen nach Sumburgh bin ich geflogen. Auf dem Rückweg ähnlich: abends von Sumburgh nach Edinburgh geflogen und von dort wieder mit dem Nachzug nach London - morgens in den Eurostar und am späten Abend zu Hause angekommen
Alles in allem eine sehr schöne Art zu reisen. Mir gefällt es, wenn man spürt, welche Echtzeit es benötigt, Strecken zu überwinden und wie die Landschaft sich verändert. Unter dem Meer hindurchzufahren – das ist schon echt krass! Die geschlafene Zeit im Nachtzug spürt man nicht, so dass sich die gesamten 28 Stunden Fahrtzeit sich tatsächlich weniger anfühlten. Wie schade, dass es immer noch teurer ist, als in den Flieger zu steigen Da Fliegen nach Shetland nicht zu den typischen Billigfluglinien gehört, ist der Unterschied aber auch nicht riesig, er betrug ca. 100 € pro Tour (ich hatte ein Interrail-First-class Ticket) Doch solange das so ist, wird die Mehrzahl der Menschen wohl leider nicht bereit sein, sich umzustellen.
PS: natürlich unnötig zu erwähnen, aber 10 min hinter der Grenze in Belgien waren alle Züge in allen Ländern pünktlich und es gab durchgängig Netz.
Dezember 2022
Das Fair-Isle-memorial Kleid
Dieses Kleid habe ich nach meinem ersten Aufenthalt in Fair Isle vor mehreren Jahren entworfen und gestrickt. Inspiriert vom Besuch des George Waterston Museums zeigt es die traditionellen Farben und Muster von Fair Isle in Jamieson of Shetland Garn. Es war ein tolles Projekt und es hat großen Spaß gemacht, es zu stricken.
Doch irgendwie war ich nicht zufrieden mit dem Rockteil - es war etwas zu "gerade" für mich, denn leider bin ich überhaupt kein Etui-Kleid Typ. So war es zwar ein tolles Ausstellungsstück, doch wirklich getragen wurde es nicht.
Immer wieder entstanden deshalb Bilder in meinem Kopf: 'das müsste man nochmal ändern...'
So wurde aus dem Kleid ein Mantel:
- dort aufgeschnitten, wo die Weite eingefügt werden sollte
- mehr Mustersätze für die Länge angestrickt
- die blauen Keile einzeln gestrickt und mit den Musterstreifen verbunden
- Blenden und Kragen angestrickt
- einen passenden Gürtel aus Stoff genäht
12.10.2022
Endlich wieder zurück!
Im August war ich zum Maschinenstricken zurück in Fair Isle (wer mehr über Fair Isle und Shetland wissen möchte: siehe Seite Shetland und Fair Isle).
Mit der Maschine zu stricken, gehört nicht zu meinen Lieblingsbeschäftigungen. Es ist eine ganz andere Art von Stricken und hat mit Handstricken nur wenig zu tun. Selbst wenn man nur glatt rechte Flächen strickt, muss man sich konzentrieren und benötigt Kraft, um den Schlitten zu bewegen. Vom abendlichen meditativen Couch-Stricken ist das weit entfernt.
Natürlich hängt das auch sehr von der Strickmaschine ab: meine ist eine Brother KH 710 - eine Einbettmaschine älteren Modells. Sie funktioniert sehr gut, aber bisher habe ich sie nur dann genutzt, wenn ich glatt rechte, einfarbige Stücke mit wenig Form zu stricken hatte. Dann geht es natürlich schneller. Doch diese Maschine kann auch mehr: zum Beispiel Fair-Isle-Muster bzw. sogenannte Norwegermuster stricken. Das ist allerdings etwas umständlich, denn dieses Modell hat keine Lochkarten-Ausrüstung, so dass man die Bemusterung durch einzelne Tastenbewegungen von Hand vornehmen muss. Das habe ich bisher noch nicht oft probiert.
Um so mehr hat mich der Kurs im Fair-Isle-Maschinenstricken gereizt. Marie Bruhat ist eine französische Strickdesignerin, die seit mehreren Jahren auf der Insel lebt. Sie bietet maßgeschneiderte maschinengestrickte Fair-Isle Strickwaren an und veranstaltet Kurse - mehr dazu findet man unter www.fairislewithmarie.
Die Woche hat mir gezeigt, dass Maschinenstricken und Fair-Isle-Muster durchaus gut zusammenpassen. Allerdings haben wir auf Lochkarten-Maschinen gestrickt - damit entfällt die handgesteuerte Bemusterung. Es hat mir damit tatsächlich mehr Spaß gemacht, diese Muster mit der Maschine zu stricken. Deshalb habe ich das nun auch mit meiner Maschine nochmal probiert und war erstaunt, dass es trotz der fehlenden Lochkartensteuerung recht gut funktioniert. Für großflächige Projekte braucht es dann aber wohl tatsächlich eine andere Maschine.
Mein Slipover auf der Maschine...
31.01.2022
Dieses Strickmuster ist überall auf der Welt bekannt. Es gehört zu den ältesten Strickmustern und es gibt kaum eine Mustersammlung, in der man es nicht findet. Obwohl es recht einfach zu stricken ist, zeigen sich großartige Effekte, und man kann umfangreich damit gestalten. Ob ein- oder mehrfarbig, ob ganzflächig gestrickt oder nur als Borte eingesetzt: die Möglichkeiten sind vielfältig. Durch jeweils nebeneinander platzierte Zunahmen und Abnahmen entsteht die typische Wellenstruktur, die auch dafür sorgt, dass das Muster an einer Kante des Gestricks so wunderschöne Bögen erzeugt.
Interessant sind die unterschiedlichen Namen, unter dem die StrickerInnen weltweit das Muster kennen. Sie sind nicht nur aufgrund der Sprache verschieden, sondern in jeder Region wurde offensichtlich auch etwas anderes in der Form gesehen.
In Deutschland ist es als Pfauenmuster bekannt - jedenfalls habe ich es so in meiner Kindheit kennengelernt. Wenn es im Kreis gestrickt wird, wie früher oft bei sogenannten Kunststrickdecken gemacht, erinnert es an das geschlagene Rad eines Pfaus - so entstand der Name.
Bildquelle: Stricken, Verlag für die Frau Leipzig
Andernorts findet man die Bezeichnung "Feder und Fächer", meines Wissens nach wird es in England häufig so benannt.
Weltweit bekannt und insbesondere unter den (Shetland) lace-StrickerInnen ist es aber wohl als "old shell" oder je nach Dialekt auch "old shale" - hier wurde in der Form eine Muschel gesehen oder Formen von Spuren, die die See am Strand zurücklässt.
Welchen Namen wir auch verwenden, oder was wir auch immer darin sehen: dieses Muster ist einfach und schön. Es lässt sich auch vielfältig abwandeln, in dem man z.B. rechte statt linke Maschen einbaut oder die Zu- und Abnahmen anders gruppiert. Und es lässt sich trotz des recht großen Rapports von 17-18 Maschen gut vergrößern, so dass es sich wunderschön in die Kurve legt.
Was hat Daphne du Maurier mit old shale zu tun?
Schon seit langem wollte ich einen ganz klassischen old shale Pullover stricken. Und als ich in meinen wunderbaren Weihnachtsferien nochmal die Neuverfilmung von Daphne du Mauriers REBECCA gesehen habe, erinnerte ich mich daran. Denn die Farbkombination des old shale jumpers der jungen Mrs. de Winter gefiel mir richtig gut und unvorstellbarerweise hatte ich sogar mal die richtigen Farben vom Shetland lace Garn im reichlich vorhandenen Wollvorrat. So habe ich es genossen, genug Zeit zu haben, um diese Inspiration gleich umzusetzen.
Vieles passt zu diesem Pullover: einfach und schlicht zu einem blauen Tellerrock, sportlich über einem Hemdblusenkleid getragen oder als kleiner Pulli unter einem Kostüm geht er genauso gut zu einem strengeren Bleistiftrock oder einer Marlene-Hose ganz im Stil der 30er/40er Jahre.
Viel Freude mit diesem klassischen Muster und happy knitting!
21.10.2021 (unbezahlte Werbung)
Wer kennt sie nicht: die märchenhafte Geschichte vom Schneiderlein, der tapfer sieben auf einen Streich erledigte und der ganzen Welt davon erzählte.
Das gerade herausgegebene Magazin THE VALIANT TAILORESS macht es wie der Schneider: hier gibt es Stricken, Nähen und Häkeln auf einen Streich. Es bringt alle Handwerke zusammen und bietet komplette outfits mit Schnittmustern und Strick-und Häkelanleitungen.
Das Ergebnis ist ein absolut hochwertiges Coffee Table Magazin, das man nicht verstecken muss, wenn Gäste kommen. Es sieht auf den ersten Blick überhaupt nicht wie ein Nähanleitungs- oder Strick-Heft aus. Weil es das nicht ist, sondern ein absolut hochwertiges Mode-Magazin in einem umwerfenden Layout, mit wunderschönen Fotostrecken und tollen, aufeinander abgestimmten Designs.
The enchanted forest ist das Thema der ersten Ausgabe. Frische
Grüntöne, die leuchtenden Farben der Waldblumen, wechselndes Licht. Ein Spaziergang im frühen Morgennebel, um die ersten Sonnenstrahlen einzufangen, sich auf gewundenen Pfaden zu verlieren und
verborgene Eingänge zu entdecken.
14 Designerinnen aus aller Welt haben sich vom Wald verzaubern lassen und ihre Assoziationen in Designs verwandelt.
Das Magazin gibt es hier: www.valiant-tailoress.com. Dort findet man auch noch weitere Einblicke ins Heft. Es ist als gedruckte Ausgabe erhältlich.
Mir hat es viel Spaß gemacht, an diesem Magazin mitarbeiten zu dürfen. Über das Thema für die erste Ausgabe habe ich mich sehr gefreut und wusste sofort: ich mache (endlich mal wieder) ein Dirndl! Hier im Atelier habe ich schon viele verschiedene Kleider für viele verschiedene Frauen entworfen und angefertigt. Doch zu den Kleidern, die wirklich jeder Frau in jeder Größe stehen und immer eine tolle Figur machen, gehört definitiv das Dirndl, und deshalb mag ich es so. Ich habe ein wenig nordischen Kompromiss dazu getan, damit es nicht nur in Bayern tragbar ist: so entstand das dirndlartige Kleid. Auch die Idee, eine Dirndlschürze zu stricken, anstatt wie üblich zu nähen, hatte ich schon lange – was könnte besser in THE VALIANT TAILORESS passen, als diese Kombination aus Nähen und Stricken.
Viel Freude beim Anschauen und handwerklichem Tun!
24.08.2021
Aber nicht nur, weil ich gerne abwechslungsreich stricke, und dem langsamen handwerklichen Prozess auch gern Zeit gebe, mag ich meine Strickkleider. Ich trage sie auch deshalb so gern, weil sie einfach super bequem sind. Denn Gestrick ist dehnbar, soft und weich, umspielt den Körper und macht jede Bewegung mit. Es engt nicht ein, weil es – je nach Schnitt – nicht viele Nähte gibt, ähnlich wie bei einem T-shirt oder anderen Teilen aus Jersey.
Schwingende Rockteile aus einem zarten Lace-Garn fallen einfach traumhaft schön, und Kleider aus etwas dickerer Wolle wärmen wunderbar im Winter. Für Etui-Kleider eignen sich super dichtere, tweedartige Gestricke mit Mustern, die webartige Strukturen erzeugen oder Fair-Isle.
Alpaka/Seide mit Einsatz in knitted-lace und Perlen in lace-weight
Apaka/Seide laceweight Viskose fingering weight Fair Isle jumper weight
In den 50ern war es viel mehr verbreitet, gestrickte Kleider zu tragen. Das lag unter anderem daran, dass Wolle preiswerter war, als Stoffe. Da alle stricken konnten, war es den Frauen so viel leichter und einfacher möglich, sich selbst ein neues Kleid zu machen, als es beim Schneider anfertigen zu lassen. Die heutige Eile und Hast gab es damals nicht. Gerade bei Handarbeiten nahm man sich Zeit, legte Wert auf Details, plante und suchte sorgfältig aus. Man verlangte nicht (von sich selbst), dass das Produkt dann mit einem Klick zur Verfügung stand, sondern fertigte es geduldig an.
Ein Handwerk braucht seine Zeit – und das ist gut so. Denn wer mit den Händen etwas herstellt, liebt ja genau dies: die kreative Planung, das langsame Tun, die meditative Wiederholung, den Prozess, und schließlich das Ergebnis. Und das darf dann auch gern lange dauern.
work in progress - Merino/Baumwolle fingering weight
28.06.2021
Wenn man Kleider und Röcke trägt, sind gestrickte Jacken zum Kombinieren unentbehrlich. Sie sind so wie „einfach schnell Jeans und T-shirt“ bei Hosenliebhaberinnen. Sie ergänzen ärmellose Sommerkleider zum gut angezogenen Gesamtoutfit oder wärmen im Winter. Durch den dehnbareren Strickstoff umspielen sie die Taille etwas lockerer als die darunter getragenen Kleider oder Röcke aus Webware und geben so immer ein gutes Gefühl.
Strickjacken machen einfach Spaß. Sie sind so wunderbar vielfältig einsetzbar: zu farbigen oder gemusterten Stoffen passen einfarbige Jacken, die sich eine der im Stoff vertretenen Farben herausgreifen; zu einfarbigen Kleiderstoffen passen dagegen Jacken in bunt gemixten Farben und Mustern.
Strickjacken können aus gestrickten Stoffen wie z.B. Jersey oder Sweat genäht werden. Oder man handstrickt sie selbst: das macht nicht nur Spaß, sondern man kann sich die Modelle so herstellen, wie man es möchte – alles passt dann perfekt und kommt in Lieblingsfarbe und -muster daher.
Am besten sorgt man also für eine große Auswahl im Schrank – Strickjacken kann man nie genug haben!!
handgestrickte Fair-Isle-Jacke aus Shetland-Garn
handgestricktes Modell aus Alpaka/Seide
genähte Modelle aus Jaquard-Jersey
Das "Le Cafe"-Kleid mit handgestrickter Jacke aus Baumwolle
Das "seaside"-Kleid mit handgestrickter Jacke aus Bourette-Seide/Baumwolle
Das Zitronenkleid mit hangestrickter Jacke aus Alpaka
Ein perfekt sitzendes Kostüm war in den 50er Jahren für jede Frau die Grundlage ihrer Garderobe. Damals wurde (neue) Kleidung noch weitgehend maßgeschneidert: entweder beim Schneider im Atelier oder die Frauen fertigten sich ihre Sachen selbst. In beiden Fällen galt jedoch: Klasse statt Masse, besonders für die Basisgarderobe. Denn ein hochwertiges Kostüm anzufertigen, war nicht nur viel Arbeit, sondern auch kostspielig. Nicht viele Frauen konnten es sich leisten, in jeder Saison etwas Neues zu haben. Deshalb war eine sorgfältige Auswahl so wichtig: aus einem grundlegenden, sich aber durch feine Details auszeichnenden Schnitt und aus hochwertigem, über lange Zeit beständigem Material hergestellt; besaß man ein klassisches, zeitloses Kostüm, mit dem man mühelos und zu jedem Anlass perfekt angezogen war. Selbst der Lust auf „etwas Neues“ konnte man unkompliziert nachgeben: mit den passenden Kombi-Teilen oder Accessoires entstand schnell ein ganz anderer look. Sehr wichtig in Zeiten, wo Mode von der Stange und alle 3 Monate neue Kollektionen noch nicht flächendeckend verbreitet waren.
Kostüme wurden damals entweder ganz klassisch mit einem Bleistiftrock getragen: schlicht gerade für ein eher strengeres Design oder aufgelockerter für etwas mehr Kurve. Oder man kombinierte die Jacke mit einem Tellerrock. Wie auch immer: mit einem Kostüm ist man auch heute noch immer bestens angezogen. Jacke und Rock können jeweils getrennt getragen und vielfältig kombiniert werden und passen sich so jedem Anlass super an.
Oft werde ich gefragt, wie ich es denn bloß schaffe, so umfangreich zu stricken. Oder ob es mir Spaß macht, große Projekte wie ein Strickkleid zu fertigen, weil das doch so sehr lange dauern würde.
Das Northern-Light-Dress: ein Entwurf für den Nordlicht-KAL von Jamieson & Smith (2ply lace weight)
Ja, das stimmt: ein komplexes Modell zu stricken, erfordert Zeit und Geduld. Doch es macht mir Spaß. Tatsächlich macht es mir sogar mehr Spaß, als ein einfaches schnurgerades Design. Warum ist das so?
Jeder, der strickt, ist geduldig (zumindest beim Stricken). Denn alles Stricken braucht seine Zeit und Geduld: selbst bei einem Schnellstricker. Diese Geduld wächst mit dem Projekt.
shetland wool week label dress Spitze aus Alpaka/Seide Sommerkleid aus kühler Viskose
Das wichtigste aber ist das Tun: eine Idee im Kopf, ein Entwurf, der sich daraus entwickelt, das passende Garn und die Farben auszusuchen, Muster und Haptik zu probieren, Proben zu stricken (ja, Sie lesen richtig: Maschenproben stricken tue ich wirklich gern!!) und schließlich das Stricken selbst. Das alles ist um so spannender, je mehr ein Projekt komplex ist. Ich finde es viel langweiliger, einen einfachen oversize-Pulli glatt rechts in einer Farbe zu stricken, als zum Beispiel ein vielfarbiges Fair-Isle Muster oder ein fortgeschrittenes lace-chart einzusetzen.
Das Fair-Isle-memorial-dress: entworfen in Erinnerung an den Besuch im George Waterstone memorial Museum auf Fair Isle im letzten Jahr
Es fordert mich vielmehr heraus. Alles teilt sich in Abschnitte: ein aufwendiges Muster und Zunahmen im Rockteil verlangen Aufmerksamkeit und nötige Strickmathematik fordert Konzentration, während beim glatt gestrickten Oberteil entspanntes Nebenbeistricken angesagt ist. Bei Farbwechseln oder Verlaufsgarnen kann man kaum aufhören zu stricken, weil man nicht abwarten kann, wie denn wohl die nächste Reihe aussehen mag. So mag ich Stricken. Es ist abwechslungsreich und spannend. Es ist ein Prozess, dem ich gern Raum gebe. Er darf dann auch gern lang dauern.
Happy knitting!
Am Mittwoch war der NDR im Atelier, um einen Bericht über unser Stricken zu drehen. Das war eine spannende Sache. Es ist schon unglaublich, wieviel Aufwand und Zeit es bedeutet, so wenige Minuten Film herzustellen. Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Frau Haase für den Bericht, die tolle Kamerafrau Andrea Struwe und die Techniker vom NDR im Hintergrund.
In puncto Stricktechniken macht Heike Burkert keiner etwas vor – sie kennt sie alle und gibt ihr Wissen gerne weiter.
Viel Spaß beim Anschauen!
Endlich Sommer. Gerade wenn es so richtig heiß ist, wie in den letzten Tagen, möchte jeder am liebsten nur was ganz Luftiges und Leichtes tragen. Doch wie kann man auch bei solcher Hitze der Sanduhr-Silhouette treu bleiben? Wer mag schon bei diesen Temperaturen einen Unterrock tragen oder einen aus mehreren Lagen Softchiffon bestehenden Petticoat? Wie gibt man Tellerröcken und Kleidern trotzdem den richtigen Schwung?
Das Geheimnis ist die richtige Stoffwahl. Denn die Art und die Schwere des Gewebes bestimmen den Fall und entscheiden somit darüber, ob und welche Unterkleidung für den gewünschten Look sorgt. Ein fluffiger, zarter Chiffon oder ein leichter Batist wird ohne Petticoat immer in sich zusammenfallen, während ein festerer Baumwollstoff allein aus dem Zuschnitt eines vollen Tellerrocks ausreichenden Stand erzeugen kann.
Ein Kleid aus festerer Baumwolle: hier mit Petticoat ....und hier ohne: kaum ein Unterschied
Auch bei diesen Kleidern gibt der Stoff genug Schwung: hier ohne Petticoat
Ganz anders bei dieser sehr leichten Viskose: ohne Petticoat fällt hier alles zusammen
...ebenso wie bei diesem zarten Batist
Wählen Sie also im Hochsommer eher festere Baumwollstoffe und Schnitte, die nicht zu körpernah auf den Leib geschnitten sind: lieber das einfache Tellerrockkleid mit lockerer Taille, als das enggeschnürte Korsagenmodell mit Einlage und Miederstäben. Solche leichten Kleider können auch ohne Petticoat getragen werden und verlieren trotzdem nicht die Silhouette – einfach überstreifen, den Rock schwingen lassen und den Wind darunter spüren. In den 50er Jahren wurden diese Kleider übrigens als Waschkleider bezeichnet – abends schnell durchgewaschen sind sie ruckzuck getrocknet und am nächsten Tag wieder einsatzbereit.
Und wenn abends etwas Abkühlung kommt, findet sich immer ein passendes Strickjäckchen zum Drüberziehen.
Gestrickt aus einer Mischung Bourette-Seide/Baumwolle
Hier gestrickt aus einer Viskose/Tencel-Mischung
Wenn Sie auch lernen möchten, Strickjacken wie auf den Fotos passgenau zu stricken, dann besuchen Sie doch gern einen Strickkurs bei Nachmittagskleider. Details dazu finden Sie auf der workshop-Seite. Neue Kurse beginnen wieder im Herbst.
Sommer: wunderschöne frische Luft, die Sonne und ein leichter Wind, der hier an der Küste immer ein wenig weht und jede Hitze erträglicher macht. So kann man das Leben genießen mit luftigen Kleidern, bunten Tellerröcken und dazu passenden taillierten Shirts. In den 50ern wurden leichte Sommerkleider aus dünnen Baumwollstoffen auch als Waschkleider bezeichnet: Kleider, die man täglich tragen konnte, weil sie kurz durchgewaschen und im Sommerwind schnell getrocknet gleich wieder angezogen werden konnten. Das waren damals, als "Wäsche machen" noch viel komplizierter und anstrengender war, als heute, wichtige Attribute.
Oder kennen Sie schon den Luftanzug der 50er Jahre? Heute wieder aktuell als sogenannter "Jumpsuit"; in den 70ern und 80ern eher als Overall benannt, war der Luftanzug damals eher dem Strandgang vorbehalten: ein durchgehender, tailliert geschnittener Anzug mit Knopfleiste, ohne Ärmel und mit kurzen Shorts aus gemusterten, frischen Baumwollstoffen. Darin machte man immer eine gute Figur, war am Strand nicht zu offen gekleidet und konnte doch Sonne und Luft genießen. Dazu wurde meistens ein passender Rock getragen, der vorne geknöpft oder gebunden schnell darübergezogen war, so daß aus dem luftigen Strandanzug ganz schnell ein stadt- und bürotaugliches outfit wurde.
Auch in diesem Jahr gibt es wieder die Rostocker Kunstnacht – zum 18. Mal. Die östliche Altstadt bietet wie immer ein buntes Programm, und Nachmittagskleider ist natürlich auch wieder dabei.www.oestliche-altstadt.de/kunstnacht.html
In diesem Jahr ist spezielles Thema das Fair-Isle-Stricken. Haben Sie schon mal mit der Schere gestrickt, einen steek aufgeschnitten oder eine Unfarbe ausgesucht? Kommen Sie gern vorbei, wenn Sie mehr über das Farb- und Musterstricken der Shetlands erfahren möchten. Ausprobieren ist sehr erwünscht!